Am 08.04.2017 hab ich es getan. Mein erstes Barcamp. Und dann auch noch für Literatur! In Bonn hat das Litcamp seine Premiere gefeiert und nach dem tollen Feedback zur Verantstaltung in Heidelberg, wollte ich es unbedingt mal probieren. Zudem hatte ich gar keine Vorstellung, wie dies überhaupt funktionieren soll, wenn man keinen wirklichen Plan zur inhaltlichen Gestaltung hat. Quasi wie vor einem neuen Buchprojekt :)
Nachdem ich meinte, der Wecker würde mich am Samstag in meine eigenen, humorigen Welten entführen, war ich kurze Zeit später schon auf der Autobahn. Da ich auch noch nie in Bonn war, habe ich zunächst eine Ehrenrunde bis zur Einfahrt des Parkhauses gedreht. Ich verbuche es als Siteseeing.
Die Räumlichkeiten waren in der Stadtbibliothek und der VHS (wenn ich es richtig im Kopf habe) untergebracht. Modern, aufgeräumt und vor allem für die große Zahl an Teilnehmern groß genug. Pünktlich um 10 Uhr ging es los und die Traube an Menschen nahm im Hauptsaal platz. Nach einer kurzen Begrüßung ging es direkt in die Vorstellungsrunde. Genau mein Ding. Nicht. Ich rede ja gerne, bin auch sonst für jeden Spaß zu haben. Aber seriös? Vor Fremden? Nicht so mein Ding. Sagen wollte ich folgendes:
Ich bin … gerade ganz schön aufgeregt und ansonsten höre ich auf den Namen Andreas Hagemann...
Daraus geworden ist: Ich bin Andreas Hagemann, ich interessiere mich für Literatur lalala Rhabarber Rhabarber. Da schrie das kleine Männchen anschließend von der Schulter: Laaaangweiler. Wenigstens habe ich in zusammenhängenden Sätzen gesprochen. Auch weil man bereits die drei Kennenlernfragen auf dem Ausweis abgedruckt hatte :) Aber ich drifte ab.
Im Anschluss wurden die Themen vorgestellt und abgestimmt (Ah, so funktioniert das!). Ich habe mich dann für die folgenden 5 Sessions interessiert:
Figuren lebensecht und realistisch gestalten
Netzwerken im Autorenleben
Richtig Vorlesen
Chancen von Autoren im Verlag
Bloggen für Autoren
Und zu denen gebe ich euch jetzt einen kurzes Abriss.
Figuren lebensecht und realistisch gestalten
Dieser Vortrag wurde von Michael Schäfer gehalten und ging gleich richtig in die Vollen. Er hat verschieden Möglichkeiten betrachtet, seine Charaktere richtig kennenzulernen, sie zu gestalten und zu formen, um sie in der Geschichte dementsprechend richtig und glaubhaft einzusetzen. Im Kopf geblieben ist mir besonders: sei die Figur, nicht der Autor. Man agiert einfach zu oft aus der falschen Brille, wodurch unfreiwillig falsche oder merkwürdige Szenen entstehen können. Oder einfach grundsätzlich mal Murks. Ich hatte direkt die Erkenntnis, was ich an meinem jetzigen Hauptcharakter ändern muss, damit die Geschichte stimmig und gleichzitig Serien tauglich wird. Zudem bietet mir diese Anpassung die notwendige Ergänzung des Humors, der mir bis dato einfach in der Geschichte zu kurz gekommen ist. Bam, Ziel erreicht! Insgesamt eine lohnenwerte Präsentation, die mir sehr weitergeholfen hat.
Netzwerken im Autorenleben
Nach gut beinah eineinhalb Jahren Twitter, Facebook und Instagram, habe ich bereits ein ziemlich großes Netzwerk, dass immer mehr Zeit beantsprucht. Dennoch war ich neugierig, was es wohl noch für Möglichkeiten gibt, dieses zu erweitern, auszubauen und zu pflegen. Meine, wie auch die Erwartungshaltung vieler anderer, war, Tipps und Tricks zu bekommen. Die Runde war allerdings dafür ausgelegt, sich untereinander zu vernetzen. Das war ein wenig schade. Allerdings drehte sich die Konversation nach einigen Startschwierigkeiten in die zuvor erwartete Richtung und die Teilnehmer begannen entsprechende Fragen zu stellen. Auch ich, habe mich mit einem Vorschlag gemeldet, den ich hier einfach nochmal wieder gebe:
Wenn ihr fehl lest, und das solltet ihr als Auto ohnehin, dann sucht doch nach dem Verfasser des nächsten Werkes einmal im sozialen Netz. Gerade Indie-Autoren bieten oft ihr Werk mit Widmung an. Kauft es, lest und vor allem rezensiert es. Freut sich der Autor, intensiviert den Kontakt und tauscht euch regelmäßig aus. Gibt nur dicke Luft, weiß man wie man es selbst nicht machen sollte. Darüber hinaus könnt ihr mit der Rezension auf Blogger und andere Lesebegeisterte auf euch aufmerksam machen. die Hastags #Rezension #GutesBuch # Leseempfehlung sind nur einige, die regelmäßig genutzt werden.
Richtig Vorlesen
Im November 2016 habe ich meine erste Lesung gehalten, die ich mit großer Akribi geplant und geprobt habe. Damit ich mich beim nächsten Mal nicht wieder wie ein Anfänger fühle, wollte ich wissen, was man denn besser machen kann und wie man die Inhalte richtig vermittelt. Bei mir sind besondern diese beiden Erkenntnisse hängen geblieben:
Es gibt kein richtigen Lesen. Es gibt nur unterschiedliches Hören, bzw. Hörerwartungen.
Die Betonung eines Wortes, schließt dessen Negativ aus.
Nebst ein paar Übungen, wurde deutlich, dass jeder ein und denselben Satz völlig anders betont und wie sich damit deren Bedeutung und inhaltlicher Schwerpunkt verändert. Das war irgendwie faszinierend.
Chancen von Autoren im Verlag
Dies war ein Vortrag von be (bastei entertainment), dem eBook Verlag von Bastei Lübbe. Da ich plane, mein neues Projekt wieder bei einem Verlag einzureichen, war ich besonders auf diesen Vortrag gespannt. Leider hat er meine Erwartungen nicht erfüllt. Denn entgegen des Titels, ging es nicht um Tipps und Tricks für einen Autor oder die aktuelle Markteinschätzung. Statt dessen war es die Bewerbung der eigenen Publishing-Plattform, mit gelegentlichen Motivationsspitzen, es mit einer Einreichung gerne zu probieren und was man als Erfolge (primär aus dem Ausland eingekaufte) bisher vorzuweisen hat. Ohne die Plattform damit selbst zu bewerten, hat mich auch der Vortrag nicht überzeugt. Die beiden Damen wirkten nervös und unvorbereitet. Die teils sehr detaillierten Fragen, die Autoren zu einer Veröffentlichung und die damit verbundenen Chancen nun einmal haben, sorgten sogar für nervöse Blickwechsel (dürfen wir, oder dürfen wir dazu nichts sagen). Da ich ein Freund des gedruckten Buches bin, kommt für mich ein reiner eBook-Publisher leider nicht in Frage. Damit hatte auch der Vortrag für mich leider keinen Mehrwert. Schade.
Bloggen für Autoren
Da ich selbst bereits seit einigen Jahren mehr oder weniger regelmäßig im Netz schreibe, hatte ich primär reine Neugierde in diesen Kurs mitgebracht. Was ich für mich mitgenommen habe war, dass die eigene Webpräsenz der Dreh- und Angelpunkt des Autorenauftritts ist. Hier die Inhalte der verschiedenen Social Media Kanäle zusammenlaufen sollten. Bisher habe ich meinen Webauftritt eher als Ergänzung oder Verlängerung gesehen. Die gleichen Inhalte auch in Form von Blog-Einträgen zu verfassen, hat mich überrascht. Das hierfür als Minimum ein Beitrag pro Woche ausreicht, sogar noch mehr. Sobald mein Webauftritt hier endlich vollends fertig ist, werde ich das wohl wieder intensiver in Angriff nehmen
Mein Fazit
Ich fand diesen Tag mehr als spannend. Nicht nur, weil ich Online-Gesichter in echt sehen durfte, sondern weil er mir über die Autorensicht hinaus, interessante Ansichten gebracht hat. Ich bin sogar so motiviert, dass ich überlege bei einem nächsten Mal vielleicht auch ein Thema zu präsentieren. Schauen wir mal.
Weitere Eindrücke zum LitcampBN17 findet ihr in folgenden Blogs:
kitsunebooks