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  • Andreas

Rezension: Die Stadt der Träumenden Bücher – Walter Moers


Rezension Die Stadt der Träumenden Bücher

Was habe ich mich darauf gefreut mein erstes Walter Moers Buch zu lesen. Viel Gutes hatte ich über ihn gehört, wollte endlich voller Erwartung in seine phantastischen Welten abtauchen. Das Buch hat Gewicht und besticht durch seine Andersartigkeit, also nichts wie los.

Die Reise startet verhalten. Man lernt die Hauptcharaktere kennen, die wichtigen Schauplätze und bekommt den Sinn der Reise vermittelt. Als Autor bin ich direkt bei der Sprache hängengeblieben: Wow, welche Kunst so mit bekannten Worten umzugehen. Das hat mich zutiefst beeindruckt! Ich wollte mehr, las und las und…verlor die Lust. Mmh…was dieses Buch an Sprachgewalt hat, das fehlt ihm leider an der Spannung. Die ersten hundert Seiten haben mich der Drang zu wissen was denn passieren soll, die tollen Zeichnungen und seine Kreativität vorangetrieben. Was ich allerdings relativ schnell gemerkt habe, ist der fehlende Antrieb weiterzulesen.

Auch wenn ich noch nie mit so viel Phantasie überrascht und so viel Sprachgewalt verführt wurde, so kann die hübsche Aufmachung nicht über einen eklatanten Mangel hinwegtäuschen: eine fehlende Spannungskurve. Gerade wenn die Geschichte eine interessante Wendung erhält, wird sich an Details aufgehalten, die dann irgendwann einfach nicht mehr interessieren, weil man den Sachverhalt bereits nach einer viertel Seite verstanden hat. Wenn nach 11 Seiten gerade einmal 3 Sachverhalte beschrieben wurden, dann hat man entweder ein Talent jemanden einzulullen, kann sich nicht kurz fassen oder hat einen schlechten Verlag, der es nicht versteht den Rotstift sinnvoll anzusetzen. Denn das hätte man tun sollen. Sicherlich die Hälfte wäre streichbar, das Buch würde nichts an Kraft verlieren (eher noch gewinnen), auch wenn es dann arg zum bilderbuch mutiert.

„Die Stadt der Träumenden Bücher“…ich habe zumindest sehr gut geschlafen. Es mag sein, dass dieses Buch die größte, schönste Liebeserklärung an die Literatur und das Lesen ist. Man kann sie aber auch kürzer fassen, sonst rennt einem die geliebte nämlich weg. So wie ich. Es ist erst das zweite Mal, dass ich ein Buch nicht zuende gelesen habe. Nach 180 Seiten spannungsloser Kreativität ist es wieder ins Regal gewandert und wird dort sicherlich auch nicht dauerhaft verweilen. Am Ende bin ich ein wenig enttäuscht und doch fasziniert, weshalb es mir schwer fällt 2 oder 3 Sterne zu geben. Da ich nicht mit all zu viel Geduld gesegnet bin, werden es drei. Hätte ggf. klappen können.

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